Dienstag, 31. August 2010

Die Stadt der tausend Düfte - Daniel Horch



Kurzbeschreibung:
Das sagenhaft reiche Bagdad des 9. Jahrhunderts ist eine blühende orientalische Metropole, überall nur bekannt als die »Stadt des Friedens«. Und es ist die Heimat des wohlhabenden Parfumeurs und weisen Lehrers Abulhassan Ibn Thaher. Der geschätzte Freund des mächtigen Kalifen Harun al Rashid führt ein überaus angenehmes und erfülltes Leben. Doch eines Tages gerät Abulhassans Welt völlig aus den Fugen: Einer seiner Zöglinge, der junge Prinz von Persien, verliebt sich ausgerechnet in Shemselnehar, die wunderschöne Favoritin des Kalifen. Und Abulhassans Herz droht zu zerreißen – zwischen der Treue zu einem alten Freund und der Angst um seinen über alles geliebten Schüler...

Meine Meinung:
Bagdad im 9. Jahrhundert: Der Parfumeur und Alchimist Abulhassan Ibn Thaher erzählt die Geschichte des jungen Prinzen von Persien und der schönen Shemselnehar. Die beiden lernen sich kennen und verlieben sich ineinander. Daran ist Abulhassan nicht ganz unschuldig, aber diese Liebe bringt jede Menge Probleme. Sie darf eigentlich nicht sein, denn Shemselnehar ist die Lieblings-Konkubine des Kalifen. Abulhassan fühlt sich zerrissen, denn der Prinz von Persien ist fast wie ein Sohn für ihn, und mit dem Kalifen ist er freundschaftlich verbunden. Trotz seiner Skrupel beschließt der Ich-Erzähler, den jungen Liebenden zu helfen. Neben dieser Rahmenhandlung vermittelt Abulhassan den Lesern einige Rückblicke in die Vergangenheit und ausführliche Einblicke in seine aktuelle Lebenssituation, in die Kultur und die Gepflogenheiten der damaligen Zeit. Auch fließen viele historische Tatsachen in die Handlung ein. Der Sprachstil ist märchenhaft und erinnert an die Geschichten von 1001 Nacht. Dieses Buch verströmt die Atmosphäre des Orients in schillernden Farben und läßt die Mentalität der Menschen im Bagdad des neunten Jahrhunderts gut nachempfinden.

Samstag, 28. August 2010

Am Ende des Weges - Will North



Zum Inhalt:
Der fünfzigjährige Amerikaner Alec ist die Strecke von London nach Wales zu Fuß gegangen. Es ist eine Art Pilgerreise für ihn, um den letzten Wunsch seiner verstorbenen Ex-Frau zu erfüllen: ihre Asche auf dem Gipfel des Cadair Idris zu verstreuen. Als ihn ein Unwetter überrascht, findet er Unterkunft auf der Schaffarm der Edwards, wo Fiona, seit einer schweren Erkrankung ihres Mannes, eine Bed & Breakfast-Pension betreibt, um die Existenz zu sichern. Während Alec auf geeignetes Wetter zur ziemlich schwierigen und mühsamen Besteigung des Berges wartet, macht er sich auf der Farm nützlich. Zu Fiona fühlt er sich auf unerklärliche Weise vom ersten Augenblick an hingezogen, und das beruht auf Gegenseitigkeit. Im Anbetracht der Situation ist es indiskutabel, aber Fiona und Alec verlieben sich ineinander, und dann fordert ein Unfall folgenschwere Entscheidungen…

Meine Meinung:
Sehr behutsam und mit viel Fingerspitzengefühl beschreibt der Autor die Situation der Liebenden und ihrer Umgebung. Fiona und Alec wissen, dass ihre Beziehung wider alle Vernunft ist, und doch können sie nicht anders, denn vom ersten Moment an haben sie den Eindruck, vom Schicksal füreinander bestimmt zu sein. Beide fühlen sich David gegenüber schuldig, aber es ist für sie nicht nur eine kleine Affäre oder Abwechslung im Alltag, sondern es entwickelt sich schnell eine tiefe Zuneigung, auf der Basis von Vertrauen und gegenseitiger Fürsorge. Will North schildert die Situation nicht einfach schwarz-weiß, sondern betrachtet die miteinander verbundenen Schicksale sowie die Gedanken und Empfindungen der Protagonisten in all ihren Facetten. Alec ist ein besonnener und sehr sympathischer Mann, der mit seinen Gefühlen nicht leichtfertig umgeht. Fiona ist hin- und her gerissen zwischen der Liebe zu Alec und der Loyalität zu ihrem schwer kranken Mann, mit dem sie all die Jahre eher zweckmäßig und aus Vernunftgründen zusammen war. Ihr ist bewusst, dass sie Ehebruch begeht, aber ihre Beziehung zu Alec fühlt sich für sie trotz allem richtig an. Als Leser kann man ihre Empfindungen und Gedanken gut nachvollziehen und verstehen.
Vor der traumhaften Kulisse der walisischen Landschaft, die den wilden Cadair Idris umgibt, erleben die Protagonisten schöne und traurige Stunden. Sie sind glücklich und zugleich voller Wehmut. Der Autor ist mit diesem Roman ein wunderbares und sehr gefühlvolles Debüt gelungen, das zu keinem Moment seicht oder trivial wirkt, es könnte genau so passiert sein. Dass die Liebenden in der Geschichte bereits die Mitte des Lebens überschritten haben, ist ein weiterer interessanter Aspekt, der den Roman zu etwas Besonderem macht.

Donnerstag, 26. August 2010

Saugfest - Steffi von Wolff


Zur Handlung:
Taxifahrerin Helene ist schlecht gelaunt und das nicht nur ab und zu, sondern es handelt sich bei ihr um einen Dauerzustand. Mit hängenden Mundwinkeln und ewig schlechtem Benehmen verdirbt sie sogar ihrer besten Freundin die Hochzeit. Aber wenn man denkt, es könnte ihr leid tun, hat man sich gewaltig geirrt, denn Helene ist immer im Recht, schuld sind grundsätzlich die Anderen. Eines Tages bekommt sie einen Anruf ihres allzeit liebenswürdigen Kollegen Malte, sie soll um Mitternacht zu einem abgelegenen Gebäude kommen und dort Fahrgäste abholen. Missgelaunt macht sie sich auf den Weg und landet bei einer alten Ruine. Die blassen Gestalten, die sie dort antrifft, sind äußerst merkwürdig, außerdem wartet noch ein faszinierender Mann auf sie, Hubertus, mit einer Stimme wie Zedernholz. Auch er scheint nie zu lachen, was gerade auf Helene sehr anziehend wirkt.
Die seltsamen Leute machen ihr das Angebot, eine Liste mit ihren größten Feinden zu erstellen, diese aufzusuchen und mit ihnen abzurechnen. So ganz nebenbei outen sie sich als Vampire. Mit dem kaufsüchtigen Ali, der seine Mutter bei der französischen Revolution verloren hat, und einem ängstlichen, etwas moppeligen Wolf namens „Satan“ macht sich unsere Protagonistin auf die Suche nach den Personen auf ihrer Liste. Die Fahrt mit dem Taxi wird chaotisch, und unterwegs stellt sich heraus, dass Satan ein Weibchen ist und Junge bekommt. Helene findet ihre „Opfer“ und bringt sie zur Ruine, aber dann läuft alles ganz anders, als sie sich das vorgestellt hat. Zu allem Überfluss verliebt sie sich noch in Hubertus und muss ihr bisheriges Leben überdenken……

Meine Meinung: 
Es fällt mir nicht leicht, ein abschließendes Urteil über dieses Buch zu verfassen, da es so völlig anders ist als erwartet. Zwar wusste ich vorab, dass Steffi von Wolff Spezialistin für Comedy und schwarzen Humor ist, aber diese Geschichte war für meinen Geschmack doch reichlich verwirrend. Zwar kommen viele Szenen vor, über die ich schmunzeln musste, teilweise ist der Humor wirklich rabenschwarz, hintergründig und voller Zynismus. Hier werden viele Bereiche aus dem alltäglichen Leben auf die Schippe genommen. Beeindruckend und amüsant fand ich auch die Momente, wenn Helene mit ihrem enormen cineastischen Wissen brilliert.
Aber es gibt auch Passagen in der Geschichte, wo mir das tiefere Verständnis gefehlt hat. Vielleicht wäre das auch gar nicht erforderlich, aber ich hatte häufig das Gefühl, nicht zu wissen, was mir die Autorin eigentlich sagen will. Vielleicht habe ich mich fast zu sehr in die Story hineingedacht und bei manchen Szenen vergeblich auf eine Pointe gewartet, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Abschnitte völlig sinnfrei gedacht waren. Insgesamt ist die Handlung sehr temporeich, und viele Episoden sind stark überspitzt dargestellt. Das Ende ist völlig überraschend und ganz anders, als vermutet. Es gibt sogar eine „Moral von der Geschicht’“.
Auch wenn „Saugfest“ nicht gerade meinen Lesegeschmack getroffen hat, war es doch einmal interessant, in dieser turbulenten Mischung aus Satire, Comedy und Persiflage zu schmökern.

Glückssträhne

Eine absolute Glückssträhne hatte ich in den letzten Tagen. Im Liebesromanforum gibt es öfters Gewinnspiele, und diesmal konnte man eine signierte Tasche von Lara Adrian sowie eine Autogrammkarte von ihr gewinnen, und ich habe sie bekommen! Heute ist das Schätzchen bei mir eingetroffen.
Ganz herzlichen Dank auch an dieser Stelle an Schnee vom Forum für die tollen Aktionen, die sie immer organisiert und an den Egmont-Lyx-Verlag für die Bereitstellung des schönen Gewinns.


Und dann gab es kürzlich bei Elke Meyer alias Kim Landers ein Blog-Gewinnspiel, und auch da hatte ich das große Glück, ein Buchpaket der Autorin zu gewinnen. Die Freude war riesengroß, als gestern das Paket mit vier Büchern angekommen ist, alle sehr nett signiert. Vielen Dank an die Autorin für diese tolle Überraschung!
Ich werde natürlich über die einzelnen Bücher berichten, sobald ich sie gelesen habe.

Dienstag, 24. August 2010

Die roten Stiefeletten - Anne Perry


Kurzbeschreibung:
England, Ende des 19. Jahrhunderts. Lord Augustus Fitzroy-Hammond wird eines Nachts in London als Kutscher einer Droschke gesehen. Das ist an sich nichts Besonderes. Wie sich aber herausstellt, ist der Mann tot und wurde vor vier Wochen beerdigt. Mit dem erneuten Fund einer Leiche, die dem verstorbenen Lord verdächtig ähnlich sieht, nimmt das Grauen seinen Lauf. Inspektor Thomas Pitt von Scotland Yard wird mit dem Fall betraut und tappt im Dunkeln. Mysteriöse Fragen rücken ins Licht der Ermittlungen: Wer hat Interesse daran, einem Toten auf diese Weise die Ruhe zu rauben? Wo ist das Motiv? Und welche Rolle spielt die frisch verliebte Witwe?
Wenn die Nacht über London hereinbricht....

Meine Meinung:* * *

Inspektor Thomas Pitt wird mit einem seltsamen Fall beauftragt: In einer kalten, ungemütlichen Januarnacht fällt in London ein Toter vom Kutschbock einer Droschke.
Es handelt sich um den vier Wochen vorher verstorbenen und bereits begrabenen Lord Augustus Fitzroy-Hammond. Die Polizei steht vor einem Rätsel, wer hinter der Grabschändung stecken könnte. Hat vielleicht die junge Witwe des Verstorbenen etwas damit zu tun? Thomas Pitt tappt bei seinen Ermittlungen lange Zeit im Dunkeln. Sein Verdacht, der Lord könnte keines natürlichen Todes gestorben sein, lässt sich nicht beweisen. Und dann tauchen weitere Tote auf, die alle eigentlich bereits beerdigt worden waren, ansonsten aber keine Gemeinsamkeit haben. Die verschiedenen Spuren führen immer wieder in die sogenannte „feine Gesellschaft“.

Der Roman beginnt recht gruselig, die Atmosphäre ist düster und unheimlich in dieser Nacht, als die erste Leiche auftaucht. Im weiteren Verlauf der Geschichte wurden immer wieder frühere Situationen und Personen erwähnt, von denen ich nichts wusste, denn es war mein erster Roman der Autorin. Leider habe ich erst dann bei meinen Recherchen festgestellt, dass dies bereits der vierte historische Krimi mit Imspektor Pitt und seiner Frau Charlotte ist und sich die Bemerkungen auf die damaligen Fälle beziehen. Ich konnte zwar der Handlung trotzdem ohne Probleme folgen, aber so einiges wäre wohl von Anfang an klarer gewesen, hätte ich vorher von den drei früheren Bänden gewusst.
Der rätselhafte Kriminalfall zieht sich auch ziemlich in die Länge, es wird viel geredet, und es kommen verwirrend viele Leute ins Spiel, die mehr oder weniger verdächtig sind. Parallel zu den Todesfällen gibt es noch einen Handlungsstrang, in dem sich eine Gruppe angesehener Personen um einen Gesetzentwurf bemüht, der die Situation der Menschen in den Armenvierteln und Arbeitshäusern der Stadt verbessern soll. Im Gegensatz zum eigentlichen Hauptteil der Handlung fand ich diese Passagen weitaus interessanter, wenn auch sehr bedrückend. Anne Perry schildert die Lage der Betroffenen sehr authentisch, so dass man das Elend fast riechen kann. Hier sehe ich die eigentliche Stärke der Autorin. Sie hat ein außerordentliches Gespür, Atmosphäre durch Beschreibung zu vermitteln. Ich denke auch, dass ihr die Darstellung dieses  Elends, das in weiten Teilen Englands im viktorianischen Zeitalter herrschte, sehr am Herzen liegt.
Der Ausgang der Geschichte war für mich recht unbefriedigend. Viele Details der Handlung blieben bis zuletzt ungeklärt.
Ein völliges Rätsel ist mir, wieso das Buch in der deutschen Übersetzung unter dem Titel „Die roten Stiefeletten“ erschienen ist, denn im ganzen Roman kommen keine derartigen Schuhe vor. Der Originaltitel Resurrection Row ist da viel passender. Außerdem habe ich mittlerweile erfahren, dass der gleiche Roman weiterhin unter dem Titel „Der letzte Akt“ erschienen ist, was dem Buchinhalt ebenfalls viel besser entspricht.

Mittwoch, 18. August 2010

Magdalenas Garten - Stefanie Gerstenberger



Kurzbeschreibung:
Magdalena weiß fast nichts über ihren Vater. Nur dass er aus Elba stammt und ihre Mutter vor dreißig Jahren allein nach Deutschland zurückfahren ließ. Auf ihrer Reise über die Insel glaubt sie schon bald, ihre Suche erfolgreich beenden zu können, als ein Zitronengarten und zwei Männer ihre Pläne durcheinanderbringen… Kraftvoll, dramatisch, voller Gefühl — ein Roman über Sehnsucht, Schmerz und eine Liebe auf Umwegen.
Nach dem frühen Tod ihrer Mutter wächst Magdalena bei den Großeltern auf, die ihre neugierigen Fragen nach dem unbekannten Vater nie beantworten konnten. Warum kehrte ihre Mutter dreißig Jahre zuvor allein von Elba zurück? Und wer ist dieser Mann, der seine Tochter nie kennenlernen wollte? Bei ihrem Versuch, das Geheimnis der unvollendeten Liebe ihrer Eltern zu entschlüsseln, lernt Magdalena Nina und Matteo kennen. Ohne zu ahnen, wie einschneidend diese Begegnung für sie sein wird, hofft Magdalena mithilfe der beiden ihren Vater schnell zu finden. Doch es soll eine schmerzhafte Suche mit überraschendem Ausgang werden — eine Suche, die ihren Anfang nimmt inmitten eines alten Zitronengartens auf Elba ...

Meine Meinung: * * * * *

Auf der Suche nach ihrem Vater zieht es die dreißigjährige Magdalena immer wieder nach Italien. Sie weiß nicht viel über ihre Eltern, denn die Mutter ist sehr früh gestorben, und die Großeltern, bei denen sie aufwuchs, waren sehr verschlossen im Bezug auf alles, was ihren Vater anging. Nur ein altes Foto hat sie, das ihre Mutter mit einem jungen Mann zeigt und welches vermutlich in Italien aufgenommen wurde.
Auf Elba entdeckt sie eine kleine Gaststätte, in der das Bild augenscheinlich gemacht wurde. Ein Unfall kommt ihr bei ihren Nachforschungen in die Quere, und sie findet Hilfe bei Nina und Matteo, zwei jungen Italienern, die in einem Nachtclub arbeiten möchten und auf die Zulassung für dessen Eröffnung warten. Zusammen mit anderen Mitarbeitern wohnen sie im Obergeschoß des Nachtclubs, und Nina pflegt die verletzte Magdalena mit Hingabe. Auch bei ihren weiteren Recherchen über die Vergangenheit ist ihr die neu gewonnene Freundin behilflich. Magdalena richtet sich auf einen längeren Aufenthalt in Italien ein und sucht sich eine Unterkunft, da sie dem Team des POLO nicht zur Last fallen möchte. Sie spürt, dass Nina ein Geheimnis hat.  Welche Probleme und welchen Kummer verbirgt sie hinter ihrer exzentrischen Maske und was hat Matteo mit der Sache zu tun? Und dann ist da noch der verwilderte Garten mit den alten Zitronenbäumen…
Für Magdalena beginnt eine aufreibende Suche, die sie mehrmals in die Irre führt. Wird sie ihren Vater finden? Es erscheint aussichtslos. Das Ende ist überraschend, aber auch plausibel und sehr schön. Jedoch gibt es bis dahin so einige Verwirrungen, die das Lesen immer wieder spannend machen.

Wie schon in ihrem ersten Roman, wird auch hier deutlich, dass Frau Gerstenberger eine starke Beziehung zu Italien hat. Mit ihren lebendigen und plastischen Beschreibungen zeichnet sie ein farbenprächtiges Bild von Elba und seinen Bewohnern. Auch die Charakteristik ihrer Protagonisten ist sehr präzise. Mit wenigen Worten beschreibt sie die Menschen so klar, dass man ein deutliches Bild von den verschiedenen Persönlichkeiten erhält. Ihre Charaktere sind keine Überflieger, keine großen Helden, sondern ganz normale Menschen mit all ihren großen und kleinen Fehlern, Problemen und Verrücktheiten. Magdalena, die Hauptperson, macht während der Zeit ihres Aufenthalts eine auffällige Wandlung durch. War sie am Anfang eher unscheinbar, zurückhaltend und fast ein wenig zu penibel, so hat man den Eindruck, dass sie mit ihren Erfahrungen reift und stark an Selbstsicherheit und Gelassenheit gewinnt. Sie findet treue und zuverlässige Freunde, allerdings wird sie zeitweise fast ein wenig übermütig und bedrohlich leichtsinnig. Bei all ihren Erlebnissen und Aufregungen zieht es sie immer wieder in den alten Zitronengarten. Dort findet sie Kraft und Trost und lässt sich von der Atmosphäre verzaubern.
Beim Lesen dieses Romans hat man das Gefühl, selbst auf eine geistige Reise zu gehen, das Meer zu riechen, das italienische Essen zu schmecken und das Geplauder der Menschen zu hören. Es gibt viele italienische Redewendungen und Bemerkungen, die sich gut aus dem Zusammenhang erschließen lassen. Trotzdem habe ich direkt Lust bekommen, diese Sprache zu lernen.

Als weiteren positiven Aspekt möchte ich anmerken, dass der Einband dieses Romans wieder sehr ansprechend gestaltet ist. Man hat den Eindruck, aus einem geöffneten Fenster zu schauen, der Blick schweift über die Wipfel alter Bäume und findet in der Ferne das Meer und die Sonne am Horizont. Schon dieser erste Ausblick auf die wild-romantische Landschaft macht Lust auf den Roman, und der Leser wird sicher auch vom Inhalt nicht enttäuscht. 

Samstag, 14. August 2010

Dackelblick - Frauke Scheunemann




Kurzbeschreibung:
Wie findet man ein neues Herrchen für das Frauchen? Herkules ist ein kleiner Dackel, und sein neues Frauchen Carolin ist der tollste Mensch auf der Welt, findet er. Nicht nur, dass sie ihn aus dem Tierheim gerettet hat, nein, sie riecht auch nach Sommer und Erdbeeren, lacht viel und hat nichts dagegen, wenn Herkules zum Kuscheln zu ihr aufs Sofa springt. Kurz: Das Leben eines Dackels ist schön. Oder besser – könnte es sein, gäbe es da nicht auch noch Thomas, Carolins Lebensgefährten. Den kann Herkules von Anfang an nicht riechen, denn Thomas ist herrisch, laut und hat etwas gegen Hunde. Außerdem behandelt er Carolin schlecht. So beschließt Herkules gemeinsam mit seinem neuen Freund Herrn Beck, seines Zeichens Kater und Menschenkenner, Thomas loszuwerden. Mit einem ausgebufften Plan gelingt dies den beiden sogar, und Carolin setzt Thomas vor die Tür. Leider ist sie seitdem wie ausgewechselt: Sie weint den ganzen Tag und hört dazu schauderhafte Musik. Schnell ist klar: Carolin braucht einen neuen Mann! Und genau den will Herkules für sie suchen. Aber wie findet man den Richtigen, wenn man in Sachen Männer und Liebe ganz andere Vorstellungen hat als sein Frauchen? Eine turbulente romantische Komödie, erzählt aus der Sicht eines kleinen Dackels.

Meine Meinung: * * * * *
Wer kann bei diesem Augenaufschlag widerstehen? Ich konnte es nicht! Sofort, als ich den süßen kleinen Kerl auf dem Einband entdeckt habe, war mir klar, dass ich dieses Buch haben muss. Der Buchtitel trifft in zweifacher Hinsicht zu. Einerseits ist der Blick des Dackels wirklich hinreißend. Im anderen Sinn beschreibt "Dackelmix" Herkules das Leben und die Liebe aus seiner Sicht. Allerdings schafft man sich ein Buch nicht nur wegen eines schönen Covers an, sondern man möchte es ja lesen. Auch wie das geht, damit hat sich der kluge Welpe schon auseinandergesetzt, wenn er beschreibt, dass die Menschen dafür unglaublich lange auf ein Blatt mit seltsamen Mustern gucken.

Aber alles schön der Reihe nach. Eigentlich heißt er ja Carl-Leopold von Eschersbach und hat adlige Vorfahren aufzuweisen. Leider ist sein Stammbaum nicht ganz astrein, und darum hat ihn sein ursprünglicher Herr ins Tierheim gebracht. Hier findet ihn Carolin und schließt ihn sofort in ihr Herz. Für den Dackelwelpen ist sie die allerschönste Frau, die auch noch wahnsinnig gut riecht, nämlich nach Minze und Erdbeeren. Carolin nimmt ihn mit zu sich nach Hause und nennt ihn Herkules, da sie nichts von seiner vornehmen Herkunft weiß. Leider ist ihr Lebensgefährte Thomas ganz und gar nicht begeistert über den neuen Hausgenossen. Er und Herkules sind sich auf Anhieb unsympathisch, und es kommt auch zu einigen Missverständnissen zwischen den beiden. Da Herkules sein neues Frauchen von ganzem Herzen liebt und verehrt, beschließt er, Thomas loszuwerden, als er feststellt, dass dieser Carolin hintergeht. Allerdings wünscht sich der kleine Rüde nichts mehr als eine harmonische Familie. Darum fühlt er sich dazu berufen, für Carolin einen neuen Mann zu finden. Dabei wird er tatkräftig von seinem neu gewonnenen Freund, Herrn Beck unterstützt. Herr Beck ist ein betagter Kater und "Menschenversteher". Er weiht Herkules mehr oder weniger erfolgreich in die menschliche Denkweise und Psyche ein. Auch wenn die Idee der beiden von der Partnervermittlung für Carolin nicht ganz so gut klappt, wie sie sich das vorgestellt haben, geben die Freunde die Hoffnung auf ein Happy End nicht so leicht auf. Bedingt durch die unterschiedlichen Sichtweisen von Zwei- und Vierbeinern kommt es im weiteren Verlauf zu Kommunikationsproblemen, die zu amüsanten Situationen führen.

Was der kleine Held mit den kurzen Beinen und dem großen Herzen so alles mit seinen tierischen und menschlichen Freunden erlebt, ist in diesem Buch in herzerfrischender Form erzählt. Zwar werden Denkweise und Dialoge von Herkules und Dr. Beck stark vermenschlicht dargestellt, aber das ist für den Handlungsverlauf so erforderlich, da Herkules ja die wichtigste Persönlichkeit der Geschichte ist und alles aus seinem Blickwinkel schildert. „Dackelblick“ ist eine zauberhafte Liebeskomödie, spritzig und amüsant geschrieben und immer für eine Überraschung gut.

Donnerstag, 12. August 2010

Das Krähenweib - Corina Bomann


Kurzbeschreibung: 
Krähenweib! Dieses Schimpfwort schallt Annalena im Walsrode des Jahres 1701 immer wieder entgegen, denn sie ist eine Unehrliche, eine Henkerstochter. Sie versucht alles, um diesem Schicksal zu entkommen - und ihrem brutalen Ehemann. Als sie Johann Friedrich Böttger kennenlernt und die beiden sich verlieben, schöpft Annalena Hoffnung auf ein neues Leben. Doch Johann hat noch eine andere Geliebte: die Alchemie! Und diese Liebe ist trügerisch, denn sie führt Johann in die Kerker Augusts des Starken. Annalena folgt dem Alchemisten nach Dresden und findet sogar eine Anstellung am Hof. Doch kann es ihr gelingen, Johann aus den Fängen des mächtigen Kurfürsten zu befreien?


Meine Meinung: 
Schon als kleines Mädchen lernt die Henkerstochter Annalena Habrecht die Verachtung der Menschen kennen. Ihr Lebensweg scheint vorgezeichnet, und Jahre später ist sie selbst mit einem Henkersknecht verheiratet. Lange leidet sie still, aber eines Tages nimmt sie ihr Schicksal selbst in die Hand, und es gelingt ihr die Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann.
In Berlin findet Annalena eine Anstellung als Magd und lernt den sympathischen Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger kennen. Bald verliebt sie sich in den jungen Mann, aber sie muss seine Zuneigung mit einer starken Rivalin teilen, denn Johann hat sich der Alchemie verschrieben. Seine angebliche Fähigkeit, Gold herzustellen, macht ihn zum Spielball der Machthaber. Als er durch einen Verrat vom Preußenkönig gefangen genommen wird, droht ihm der Galgen, und er begibt sich freiwillig unter den Schutz des Kurfürsten von Sachsen, August II.
Annalena kämpft um ihr Glück und um die Freiheit des Geliebten und gerät dabei immer wieder selbst in Gefahr. Ihre Vergangenheit droht, sie einzuholen.
Die Verbindung zwischen Fiktion und wahrer Geschichte ist der Autorin hervorragend gelungen. Annalenas Schicksal wirkt durchweg realistisch und echt. Zwar ist dem Liebespaar im Roman nur wenig gemeinsame Zeit vergönnt, aber dieser Umstand lässt die Geschichte sehr glaubwürdig erscheinen. Sehr gut gefallen hat mir, dass Corina Bomann die historischen Figuren äußerst ausführlich und lebendig beschreibt und dadurch ihrer Erzählung ein hohes Maß an Authentizität verleiht. Mit Annalena hat der Roman eine starke und liebenswerte Protagonistin, die mit Beherztheit und Mut über sich hinauswächst und viel erreicht.
Ihre Weggefährten durch die gesamte Handlung sind die Krähen. Als junge Frau wird sie „Krähenweib“ geschimpft, ihr schwarzes Haar erinnert an das Gefieder dieser klugen und zugleich geheimnisvollen Vögel, die später zu ihren symbolischen Begleitern werden, was sich auch in der optischen Gestaltung des Buches wieder findet, denn jedes Deckblatt der fünf Hauptkapitel ziert eine Krähe. Praktisch und schön ist auch die Karte am Anfang des Romans, auf der man Annalenas Weg verfolgen kann. Insgesamt finde ich die Ausstattung sehr gelungen, denn so wie auf dem Gemälde „The Red Ribbon“, welches den Einband schmückt, kann man sich Annalena durchaus vorstellen. Im Hintergrund ist der Dresdner Neumarkt zur damaligen Zeit zu sehen.
„Das Krähenweib“ hat mich nicht nur vorzüglich unterhalten und beeindruckt, sondern es hat auch mein Interesse an dem beschriebenen Zeitabschnitt und den historischen Figuren geweckt. Bei meinem nächsten Dresden-Besuch werde ich die Stadt ganz sicher aus einem anderen Blickwinkel betrachten und mir die Handlungsorte in Erinnerung rufen.